Implementierung: Was kann die Schule tun?
Der Ausbau von integrierter Leseförderung an Grundschulen sollte vor dem Hintergrund der schulindividuellen Ressourcen und Problemlagen angegangen werden. An vielen Schulen gibt es möglicherweise Potenzial, die Leseförderung stärker auf evidenzbasierte Grundlagen hin auszurichten und durch systematische Diagnostik zu begleiten. Häufig lässt sich auch die Kooperation und Kommunikation zwischen verschiedenen Akteursgruppen im Hinblick auf systematische Leseförderung verbessern. Anregungen und Ressourcen sind hier zu finden.
Die Implementierung von Lesefördermaßnahmen hat zum Ziel, dass alle Schüler*innen angemessene Unterstützung erhalten, noch bevor sich langfristige Rückstände in der Lesekompetenz manifestieren. Um dies zu bewältigen, kann es hilfreich sein, dass Schulen Systematiken, Routinen und Kommunikationsstrukturen entwickeln. Das „Mehrebenen-System der Unterstützung“ (eng. Multi-tiered System of Supports) schlägt dafür einen Rahmen vor. Es wurde für anglo-amerikanische Schulen entwickelt, mehrfach umgesetzt und evaluiert. Viele der Elemente, die hier angeführt werden, werden sich auch in anderen Implementierungskonzepten wiederfinden (z.B. Rügener Inklusionsmodell). Die wichtigsten Bausteine des Mehrebenen-System der Unterstützung sind
- Intensitätsgestufte Ebenen der Förderung
- Datengestützte Förderentscheidungen
- Evidenzbasierte Lehr- und Fördermethoden
Eine detaillierte Aufschlüsselung der einzelnen Förderebenen finden Sie in der Handreichung „IGLU Kompakt“.
Verfahren zur Lernverlaufsdiagnostik
Für eine effektive Leseförderung ist es wichtig, den Lernverlauf eines Kindes abzubilden, um möglichst individuelle datengestützte Entscheidungen treffen zu können und Maßnahmen zu evaluieren. Das kann zum Beispiel durch eine Lernverlaufsdiagnostik mehrmals im Monat geschehen. In der Handreichung „IGLU Kompakt“ wird der Begriff Lernverlaufsdiagnostik genutzt, um eine Dokumentation des individuellen Lernverlaufs bis zu mehrmals monatlich zu beschreiben. In der Literatur werden hierfür jedoch auch Begriffe wie formatives Assessment, formative Erfassung, Lernfortschrittsdokumentation sowie curriculumbasierte Messverfahren (CBM) verwendet.
Die Lernverlaufsdiagnostik kann für eine möglichst einfache und individuell gestaltete Förderung digital durchgeführt werden. Hierfür werden nachfolgend zwei beispielhafte Programme vorgestellt.
Die hier alphabetisch aufgelisteten Programme stellen keine Werbung durch IGLU-Transfer dar. IGLU-Transfer steht in keinem Zusammenhang mit den Entwickler*innen der Programme, wurde nicht von ihnen bezahlt und übernimmt auch keine Verantwortung für Inhalte externer Websites. Stand: November 23.
LEVUMI ist eine Online-Plattform, die kurze, computergestützte Tests zur individuellen Lernverlaufsdiagnostik für unterschiedliche Kompetenzstufen sowie umfangreiche Fördermaterialien anbietet. Im Bereich Lesen gibt es aktuell Tests zur Leseflüssigkeit, zum Wortschatz und zum Leseverständnis. Sie können sowohl durch Lehrkräfte als auch selbstständig durch Schüler*innen kurzweilig und hochfrequent (bis zu einmal wöchentlich) durchgeführt werden.
→ Kostenlos → Computerbasiert → Dauer: ca. 5 Minuten
quop ist eine Online-Plattform, die eine computergestützte Lernverlaufsdiagnostik ermöglicht. Schüler*innen können die kurzen Tests im Abstand von 2–3 Wochen an einem Computer oder Tablet selbstständig durchführen. Im Bereich Lesen werden für die Klassenstufen 1 bis 4 Tests unter anderem zur Leseflüssigkeit, zur Lesegenauigkeit und zum Textverständnis angeboten, welche sich an den Bildungsstandards orientieren. In Hessen & aktuell auch in Baden-Württemberg kostenlos.
→ Monatliche Kosten → Computerbasiert → Dauer: ca. 10 Min.
Förderorientierte Diagnostik
Tooldatenbank von BiSS-Transfer
Umfangreiche Datenbank mit Diagnoseverfahren im Bereich der Lese- und Sprachförderung, welche sich nach verschiedenen Zielkriterien filtern lässt.
Multi-tiered System of Support (MTSS)
Weitere Informationen zum Mehrebenen-System der Unterstützung im anglo-amerikanischen Raum mit umfangreicher Ressourcensammlung des American Institutes for Research (Englisch)
Rügener Inklusionsmodell (RIM)
Das RIM ist ein Konzept zur Prävention von sonderpädagogischem Förderbedarf und Integration von Kindern mit Lern- und Entwicklungsschwierigkeiten, welches seit 2010 auf Rügen umgesetzt wird und auf dem Ansatz der „Response to Intervention“ basiert.
Schulisches Lesecurriculum
In einem schulweiten Leseförderplan (internes Lesecurriculum) werden konkrete Ziele und Kompetenzen vorgegeben, die Schüler*innen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt durch den grundlegenden Leseunterricht erreichen sollten. Aus dem Kollegium können Schwerpunkt-Arbeitsgruppen gebildet werden, die vorhandene Fördermaßnahmen, Rahmenbedingungen sowie verfügbare Ressourcen an der Schule hinsichtlich dieser Lernziele analysieren und weitere Bedarfe auflisten. Datenerhebungen, Teammeetings und Fortbildungen werden von der Arbeitsgruppe organisiert und terminiert. Konkrete Materialsammlungen bereits erprobter Maßnahmen und Förderprogrammen helfen dem pädagogisch tätigen Personal, Leseeinheiten für jede Ebene zu planen. Evidenzbasierte Leseförderprogramme finden Sie in der Handreichung „IGLU Kompakt“.